Meine Reise mit Notizen: Von Papier zu Obsidian
Im Laufe der Jahre war das Notizenmachen ein zentraler Bestandteil meines Lernens, meiner Denkordnung und meines Aufgabenmanagements – sei es für die Uni, persönliche Projekte oder einfach, um den Überblick zu behalten. Aber den richtigen Weg für mich zu finden, war eine Reise für sich. Ich habe mit allem experimentiert: vom klassischen Stift-und-Papier-Ansatz bis hin zu stark anpassbaren digitalen Tools. Jede Methode hatte ihre Stärken, Eigenheiten – und hat mir etwas darüber beigebracht, wie ich Informationen verarbeite.
In diesem Beitrag teile ich meine Erfahrungen mit vier verschiedenen Ansätzen: handschriftliche Notizen, digitale Schreib-Apps, Notion für Notizen und Aufgaben – und schließlich Obsidian, das heute mein zentrales System ist.
Wenn du dich auch im Dschungel der Notiztools zurechtfinden willst, hilft dir meine Reise vielleicht – oder bringt dich zumindest auf ein paar neue Ideen.
Klassisch: Handschriftliche Notizen
Wie viele begann auch meine Notiz-Reise klassisch mit Stift und Papier. Ich füllte unzählige Hefte mit Mitschriften, To-do-Listen und Ideen. Da die Schule meist analog ablief, wurden alle Materialien ausgedruckt oder ausgeteilt. Für jedes Fach hatte ich viele Seiten – die meisten landeten ungeordnet und verknittert im Rucksack. Etwas wiederzufinden oder systematisch damit zu arbeiten, war fast unmöglich.
Andererseits hatte das Schreiben per Hand auch etwas Beruhigendes. Die körperliche Tätigkeit half mir, konzentriert zu bleiben – besonders an langen Tagen oder in Umgebungen mit vielen digitalen Ablenkungen.
Vorteile handschriftlicher Notizen
- Fokus & Gedächtnis: Das Schreiben per Hand verlangsamte mich genau so weit, dass ich das Gehörte verarbeiten konnte. Ich erinnerte mich besser an Konzepte, als wenn ich sie getippt hätte. Weil ich oft langsamer war als die Lehrperson, entstanden eher Zusammenfassungen als wörtliche Mitschriften.
- Keine digitalen Ablenkungen: Keine Benachrichtigungen, keine Pop-ups, kein Akku.
- Haptisches Gefühl: Ein volles Notizbuch durchzublättern hat etwas Befriedigendes. Es fühlt sich „echter“ an als ein digitales Dokument.
Nachteile
- Schlechte Organisation: Informationen zu finden bedeutete Blättern oder mit Tabs arbeiten – selten effizient.
- Unflexibel: Änderungen oder Ergänzungen machten die Seiten schnell unübersichtlich.
- Keine Verbindungen zwischen Themen: Alles war in Hefte getrennt – Zusammenhänge gingen verloren.
- Unpraktisch unterwegs: Hefte überallhin mitzunehmen oder nachzuschlagen war mühsam.
- Kein Backup: Ging ein Heft verloren oder wurde beschädigt, war alles weg.
Am Anfang funktionierte diese Methode, weil sie einfach war. Doch mit wachsendem Arbeitsaufwand wurde klar: Ich brauchte etwas Besseres.
Digitale Schreib-Apps
Der Wechsel zur digitalen Notizerstellung kam nicht ganz freiwillig – meine Schule stellte um: Aufgaben, Materialien und Recherchen gab es nur noch digital. Der Papieransatz passte nicht mehr zum Unterricht. Also begann ich, GoodNotes auf dem Tablet zu nutzen. Besonders bei Fächern wie Chemie oder Biologie, die viele Zeichnungen oder Formeln erfordern, war die Tastatur keine Lösung.
Digitale Handschrift bot mir das Beste aus beiden Welten: die Freiheit eines Stifts mit der Struktur eines digitalen Systems.
Vorteile digitaler Schreibapps
- Bessere Organisation: Notizen in Ordnern, Seiten sortieren, später ergänzen – all das war plötzlich möglich.
- Perfekt für visuelle Fächer: Strukturen zeichnen oder Diagramme beschriften funktionierte gut mit dem Stift.
- Alles an einem Ort: Notizen, PDFs, Aufgaben – alles in einer App.
- Einfaches Teilen: Mitschriften exportieren oder mit anderen zusammenarbeiten ging schnell.
- Kollaboration in Echtzeit: Auf derselben Seite arbeiten, sich gegenseitig helfen – besonders wenn Erklärungen zu schnell waren.
- Digitale Vorteile: Alles war synchronisiert und gesichert.
Nachteile
- Langsamer als Tippen: Auch digital blieb Handschrift langsamer – bei schnellen Vorträgen ein Nachteil.
- Geräteabhängigkeit: Ohne Akku oder funktionierendes Tablet ging nichts.
- Weniger haptisch: Schreiben auf Glas fühlt sich einfach anders an als auf Papier.
Trotzdem: GoodNotes war ein echter Gamechanger. Ich blieb beim Schreiben, konnte aber endlich strukturieren – und besser mit anderen arbeiten.
Notion: Notizen, Termine, Aufgaben
Nach einiger Zeit in GoodNotes bemerkte ich: Notizen nach Fächern zu trennen reicht nicht. Ich lernte oft verwandte Inhalte in verschiedenen Kursen – aber die Verbindung fehlte. Zum Beispiel lernte ich in Chemie, wie Pflanzen Sauerstoff produzieren, während ich in Biologie die dafür verantwortlichen Zellbestandteile behandelte. Die Themen gehörten zusammen – aber meine Notizen nicht.
Notion hat das verändert. Es ermöglichte mir, ein verknüpftes System zu bauen – mit Datenbanken für Kurse, Aufgaben, Noten und Mitschriften.
Vorteile von Notion
- Verknüpfte Inhalte: Ich konnte manuell Verbindungen zwischen Themen herstellen.
- Zentrale Planung: Aufgaben, Termine und Notizen an einem Ort – kein ständiges Abgleichen mehr.
- Eigene Datenbankstruktur: Alles war filterbar und individuell anpassbar.
Nachteile
- Keine automatische Erkennung von Überschneidungen: Notion wusste nicht, wenn ich zu einem Thema schon etwas geschrieben hatte.
- Komplex im Aufbau: Ein gutes Setup kostet Zeit.
- Cloud-Abhängigkeit: Ohne Internet kein Zugriff – und die Datenkontrolle lag nicht bei mir.
Obsidian: Mein aktuelles Notizsystem
Als ich Obsidian das erste Mal öffnete, war ich ehrlich gesagt überfordert. Keine Ordner, dafür Netzwerke aus Gedanken, visuell dargestellt als Graphen. Aber genau dieses Prinzip – Denken in Verbindungen statt Kategorien – war das, wonach ich gesucht hatte.
Ich hatte genug davon, dass meine Gedanken immer fragmentiert blieben. Obsidian bot das Gegenteil: Themen verknüpfen, Ideen von verschiedenen Seiten betrachten – und automatisch Hinweise auf verwandte Inhalte bekommen.
So nutze ich Obsidian
Heute ist Obsidian mein Herzstück. Ich verwende eine leichte Ordnerstruktur:
- Tägliche Notizen: Tagebuch, To-dos, Änderungen.
- Leistungsnachweise: Abgaben inkl. Bewertung und Fristen.
- Maps: Überblicksseiten für Module und Hauptthemen (z. B. #Maps, #BSc/Modul).
- Notes: Inhaltliche Notizen – mit Verlinkungen zwischen Themen.
- References: Links & Quellen, verwaltet über Raindrop.
- Utilities: Templates, Bilder, Anhänge.
Was Obsidian so stark macht
- Intelligentes Verlinken: Obsidian erkennt Begriffe und schlägt Verbindungen vor.
- Tag-basierte Organisation: Statt Ordner nutze ich Tags für thematische Cluster.
- Multimedia: PDFs, Videos, Audiodateien – alles in einer Notiz.
- Lokale Speicherung: Meine Daten gehören mir – keine Cloudpflicht.
- Echtes Lern-Tool: Große Stoffmengen lassen sich in kleine, verknüpfte Einheiten brechen.
Herausforderungen und Tipps
Obsidian ist extrem flexibel – das kann am Anfang überfordern. Die vielen Plugins, Themes und Setups auf YouTube können einschüchtern.
Mein Tipp: Fang klein an. Bau dein System für dich, nicht für Likes. Schreib einfach los – das System wächst mit dir.
Warum Obsidian für mich funktioniert
Obsidian passt zu meinem Denken. Es erkennt Duplikate, hilft beim Querverbindungen bauen und lässt mich meine Notizen wirklich „leben“. Es ist flexibel, lokal, persönlich – und das erste Tool, bei dem ich nicht das Gefühl habe, für das System zu arbeiten, sondern dass es für mich arbeitet.
Was ich über Notizen gelernt habe
Rückblickend war mein Weg durch die Notizsysteme auch ein Weg zu mir selbst. Jeder Schritt – von Papier über GoodNotes, Notion bis Obsidian – spiegelte wider, wie ich lernen, denken und organisieren will. Papier brachte Fokus. GoodNotes Struktur. Notion Überblick. Aber erst Obsidian brachte alles zusammen – verbunden, tief, flexibel. Es gibt kein perfektes System. Aber es gibt eins, das zu dir passt. Und genau das lohnt sich zu suchen.