Fang unordentlich an – aber fang an
Weisst du, was witzig ist? Ideen zu haben ist einfach. Mir kommen ständig neue Ideen, beim Spazierengehen, unter der Dusche, wenn ich eigentlich schlafen sollte. Aber anfangen? Mich wirklich hinsetzen und eine Idee in etwas Reales verwandeln? Das ist der schwierige Teil.
Vor allem, wenn es etwas Neues ist. Etwas Grosses. Etwas, das ich noch nie gemacht habe.
Das Schwierigste am Anfang ist nicht die Idee selbst, sondern nicht zu wissen, wie man anfangen soll. Welches Tool sollte ich benutzen? Was ist der „richtige“ erste Schritt? Gibt es überhaupt den einen richtigen Weg? Was, wenn ich alles falsch mache und nochmal von vorne anfangen muss?
Diese Unsicherheit ist der eigentliche Killer. Und sie führt zum typischen Kreislauf: aufschieben, darüber stressen, kurz vor knapp alles zusammenwerfen, und sich am Ende fragen, warum man nicht einfach früher angefangen hat.
Mir ist aber eines aufgefallen: Die Projekte, bei denen ich am meisten prokrastiniere, sind immer die, die neu und ungewohnt sind. Die grossen Ideen, die ich noch nie umgesetzt habe. Bei der Fotografie oder beim Bearbeiten der Fotos ist es anders, das mache ich ständig und dann kann ich immer neue, bessere Bilder machen. Ich weiss, dass ich rumprobieren, Fehler machen und wieder verbessern kann.
Aber bei neuen Dingen, wie z. B. eine Website zu programmieren, wo man auf tausend Arten anfangen könnte, fühlt es sich an wie ein riesiges Feld ohne Wegweiser. So viele Richtungen, und ich hab keine Ahnung, wohin welche führt.
Und wenn dann noch eine Deadline dazu kommt? Vergiss es. Der Druck, direkt richtig zu starten, macht es nur noch schlimmer.
Was meine Perspektive verändert hat
Ich habe inzwischen oft genug falsch angefangen, um zu wissen, dass du Fehler machen wirst. Du wirst mit dem falschen Tool starten oder mitten im Projekt merken, dass dein Ansatz nicht funktioniert. Und das ist völlig okay. Du kannst stundenlang planen, alles durchdenken und wirst trotzdem währenddessen Dinge anpassen müssen. Auch musst du nicht zwingend gleich die richtigen Tools finden. Du darfst mit einem beginnen, und wenn du merkst, dass es das falsche ist, kannst du wechseln. Noten und Projekte sind nur so gut, wie das was du lernst, zumindest für mich ist das so.
Das ist normal. Das ist der Prozess.
Aber sobald du anfängst, auch wenn’s chaotisch ist, passiert etwas. Du kommst ins Rollen. Du bewegst dich vorwärts. Und irgendwann bist du fertig, vielleicht nicht perfekt, aber eben fertig.
Und weisst du was? Dein „nicht perfekt“ kann für jemand anderen trotzdem grossartig sein. Oder zumindest ein Ausgangspunkt, um Feedback zu bekommen. Und das ist extrem hilfreich.
Tatsächlich hilft es oft schon, einfach mit anderen über deine Idee zu sprechen, selbst mit Leuten, die das Thema nicht kennen. Zeig deine Skizzen, teil dein unfertiges Zeug, hol dir Rückmeldung. Schon ein lockeres Gespräch kann diesen Nebel aus Prokrastination auflösen.
Und was die Deadline angeht?
Die ist nur dazu da, damit du überhaupt fertig wirst, nicht damit dein Ergebnis perfekt ist. Manchmal ist „gut genug“ eben genau das: gut genug.
Was mir geholfen hat
- Schreib alles auf, deine Ideen, mögliche Startpunkte, Tools. Verlass dich nicht darauf, dass dein Kopf das später noch weiss.
- Mach einen groben Plan, keinen detaillierten, nur eine Skizze. Das gibt dir einen Anfangspunkt und Vor allem, wenn es viele Anfangspunkte gibt hebt es einen hervor und das hilft enorm.
- To-do-Listen helfen, selbst wenn da „Spazieren gehen“ oder „eine Netflixfolge schauen“ draufsteht. Nicht alles muss ernst sein.
- Tracke deine Zeit, du merkst, wie lange Dinge wirklich dauern. Und es motiviert, denn so siehst du deinen Fortschritt. Oftmals habe ich das Gefühl ich sei schon Stunden dran, aber komme nirgends hin.
- Nutze einen Kalender, Aufgaben eintragen, Zeitfenster festlegen. Das gibt dir Struktur, wenn du sie brauchst.
- Finde raus, was für dich funktioniert und nicht, was bei anderen klappt oder was irgendein YouTuber predigt. Teste, experimentiere, bau dir deine eigene Anti-Prokrastinations-Routine.
Zum Schluss
Fang an. Einfach so. Unordentlich. Mit dem falschen Tool. Oder dem richtigen. Frag Leute. Scheitere. Repariere. Und am wichtigsten lerne, übe.
So beginnt alles. Nicht mit einem perfekten Plan, sondern mit Bewegung. Und mit der Zeit findest du heraus, was für dich funktioniert.