Dinge, die warten
Während des Semesters schiebe ich einiges beiseite. Nicht den Müll oder das Wäschewaschen, das geht irgendwie immer. Ich meine die Sachen, die mehr Raum, Zeit, Energie und Gehirnschmalz brauchen. Projekte, die man nicht einfach am Abend oder über Mittag noch kurz erledigen kann.
Ein solches Beispiel sind meine Balkonpflanzen. Klingt simpel, aber das ist ein halber Tag. Überlegen, wie viele Pflanzen. Welche Töpfe? Welches und wo ist der beste Laden? Dann mit dem Bus hin, herumschlendern, tragen, umtopfen, sauber machen.
Ich liebe das, end ergebniss und die aktivität selbst, aber ich weiss auch: das geht nur, wenn ich wirklich Zeit und Energie habe. Und die habe ich selten. Ausser jetzt.
Warum ich in meinen Ferien nicht einfach “chille”
Manche Leute legen sich nach dem letzten Abgabetermin erstmal zwei Tage ins Bett. Ich? Ich schreibe Listen. Nicht aus Zwang, eher aus Freude. Serien, die ich endlich sehen will. Ausflüge. Menschen, mit denen ich Zeit verbringen möchte. Kreatives Zeug, wie Zeichnen, Basteln oder Stricken, das ich machen möchte. Mein Blog, den ich abfüllen möchte mit erlebnissen aus den letzten Wochen des Semsters oder längere Artikeld ie ich schreiben möchte. Mein Balkon, der mal wieder etwas mehr Liebe von mir nötig hat. Das alles schiebe ich auf bis zu meinen Ferien, weil im Alltag zu wenig Energie bleibt.
Und trotzdem frage ich mich manchmal: Sollte ich mich nicht eigentlich erholen?
Was sagt die Forschung?
Tatsächlich zeigen Studien: Erholung bedeutet nicht immer Inaktivität, sondern oft auch einfach ein Wechsel der Tätigkeit.
Psychologin Sabine Sonnentag (Universität Mannheim) erforscht seit Jahren, wie Menschen sich erholen und sagt:
„Es geht weniger darum, nichts zu tun, als vielmehr darum, Abstand zur Arbeit zu bekommen.“
Das kann sogar aktiv sein, solange es sich freiwillig anfühlt und nicht mit Leistungsdruck verknüpft ist.
Auch die sogenannte DRAMMA-Theorie (Detachment, Relaxation, Autonomy, Mastery, Meaning, Affiliation) betont: Erholung gelingt besonders gut, wenn wir Autonomie haben und Dinge tun, die uns Bedeutung geben oder Freude machen, also genau das, was ich in meiner Sommerzeit oft suche.
Der Wunsch, sinnvoll mit Zeit umzugehen
Ich merke, wie stark das Gefühl ist, meine Zeit optimal nutzen zu wollen. Ich denke das könnte an der Semsterstruktru liegen. Die viele ECTS, welche ich mir slebst aufbinde, so wie den Drang immer das meiste aus den Modulen herauszuholen, ich zahle ja schlieusslich dafür. Die vielen Deadlines, die immer wieder auftauchen. Da bleibt kaum Luft dazwischen noch. Und dann ist da dieser kurze Zeitraum, in dem alles möglich scheint und ich will ihn nicht verschwenden.
Das hat übrigens auch einen Namen: „Time Affluence“ das Gefühl, genug Zeit zu haben. Studien zeigen, dass dieses Gefühl stärker mit Glück korreliert als Geld. Aber paradoxerweise stresst es manche auch, weil sie glauben, aus dieser „reichen Zeit“ das Maximum herausholen zu müssen.
Der einzige Ort, an dem ich wirklich nichts tue
Es gibt einen Ort, der das für mich möglich macht: unsere Berghütte, im Wallis. Als Kind haben wir jeden Sommer, zwischen 2 bis 3 Wochen dort oben verbracht. Als Kind hatte ich noch kein Handy, so haben wir unsere Zeit mit Bücherlesen und Spielen verbracht. Heute mit Handy, aber mit eingeschränktem Empfang, ist es noch immer für mich eine Oase. Kein WLAN, keine Ablenkung. Nur Natur, Bücher, Wandern, Schlafen.
Dort merke ich: So fühlt sich für mich eine echte Pause an. Entkoppelt von allen Deadlines, ToDo Listen und was sonst noch drängt. Kein Kalender, keine Liste.
Und das ist vielleicht der Schlüssel: Nicht was ich tue, sondern wo ich bin und wie sehr ich innerlich abschalte.
Vielleicht ist meine Pause einfach anders
Ich glaube, ich muss mich davon lösen, dass „Pause“ nur dann echt ist, wenn sie passiv ist. Vielleicht ist meine Art, mich zu erholen, eben aktiver. Etwas machen, das mir gut tut. Mit Menschen. Mit Pflanzen. Mit Worten. Vielleicht ist das genau die Energie, die mich wieder auflädt, auch wenn sie manchmal aussieht wie Arbeit.
Und du?
Wie sieht deine Pause aus?
Was brauchst du, um dich wirklich erholt zu fühlen?
Und ist es vielleicht okay, wenn „frei“ nicht gleich „leer“ bedeutet?